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9. September 2020

Junglandwirt sprüht vor innovativen Ideen

Auf Gut Netzow wird seit 22 Jahren Ökolandbau betrieben. Junglandwirt Jakob Michel hat viele Projekte im Kopf, wie Ökolandbau, Arten-, Klimaschutz und Ökonomie in Einklang gebracht werden könnten. Doch momentan sieht er sich von regionalen Politikern zu Unrecht ausgebremst.

NETZOW

Jakob Michels Mutter war „Überzeugungstäterin“, als sie nach einem Jahr konventioneller Landwirtschaft auf Gut Netzow bei Templin in den 1990er Jahren auf ökologische Landwirtschaft umschwenkte. Ihr Sohn, der gerade in Göttingen Landwirtschaft studiert und kurz vor seinem Bachelorabschluss steht, will nach seinem Masterstudium einmal den Uckermärkischen Betrieb fortführen. Der junge Mann, der zuvor eine Berufsausbildung in der konventionellen Landwirtschaft absolviert hatte, will in der Uckermark weiter Ökolandbau betreiben.

Ebenfalls aus Überzeugung, aber ebenso, weil er sich als „Landwirt auch als Unternehmer“ versteht, wie er betont. Ein Unternehmer müsse das Beste aus seinem wichtigsten Produktionsmittel, dem Boden, machen und selbigen natürlich schützen. Ob seine Entscheidung mit der Bodenwertzahl 50 plus auch so ausgefallen wäre – darüber möchte der junge Mann nicht spekulieren. Im konventionellen Landbau laste viel Druck auf den Bauern, über hohe Erträge Einkommen zu erzielen. Da wäre es ohne Pflanzenschutz kaum machbar, dem Unkraut beizukommen, das natürlich bei so einem prächtigen Nährstoffangebot wie bei guten Böden, ebenfalls besonders gut gedeiht, weiß er. So erkläre sich auch, warum sich der Ökolandbau in der Uckermark vor allem dort konzentriere, wo die Böden karger sind. Im Bioanbau würden die Produkte besser honoriert und viele Ökolandbauern nutzen natürlich auch Agrarumweltprogramme, um auf ihren Flächen extensive Landbewirtschaftung und Artenschutzmaßnahmen umzusetzen.

Unter anderem auf einem Ackerstreifen kurz vor Dorettenhof hat das Gut Netzow es in diesem Jahr das erste Mal mit einem Blühstreifen für die Artenvielfalt versucht. Der Acker ist an dieser Stelle ohnehin weniger rentabel. „Aber auch Blühstreifen gedeihen nicht von selbst“, weiß Jakob Michel. Auch da stecke viel Arbeit und Geld was nun endlich auch im Ökolandbau gefördert werde. Allein mit 350 Euro Saatgutkosten pro Hektar müsse man rechnen, dazu kämen die Kosten für das Mähen und die Bodenbearbeitung. „Wer die Fläche nicht so gut wie für eine Weizenaussaat vorbereitet, bei dem blüht auch nichts“, so Michel. Auf seinem Blühstreifen sollten 30 bis 40 verschiedene Blühpflanzen gedeihen. „Als wir den Streifen im April gedrillt haben, blieb es vier Wochen trocken“, erinnert der junge Mann. Er zeigt sich dennoch zufrieden, was daraus geworen ist. An den letzten Sommertagen jedenfalls summte es kräftig über dem Streifen, während nebenan zweijähriges Kleegras dafür sorgt, dass der Acker für die nächste Bestellung sauber bleibt und mit Nährstoffen aus der Luft angereichert wird.

Für die Zukunft hätten er und seine Mutter für die rund 70 Hektar große Fläche bei Dorettenhof noch ganz andere Visionen. Blühstreifen sollten künftig auf 30 Hektar unter drehbaren Freiflächen-Solarmodulen gedeihen, die in Abständen von bis zu 18 Metern in Nord- Südrichtung voneinander aufgestellt würden, sodass zwischendrin – dort wo der Boden mit 35 Bodenpunkten noch am nährstoffreichsten ist, auch ganz normale Landwirtschaftsmaschinen durchfahren könnten.

„Wir haben Partner gefunden, die uns innovative Solarmodule liefern wollen, die während der Bodenbearbeitung und Ernte senkrecht gestellt werden können und von beiden Seiten Sonnenenergie einfangen können“

Junglandwirt Jakob Michel

berichtet der Junglandwirt begeistert. „So können wir auf 40 Hektar auch künftig Ackerbau betreiben und haben insgesamt eine verlorene Fläche“, sagt er. Gemeinsam mit dem ZALF (Zentrum für Agrarlandschaftsforschung) sollen Studien betrieben werden, wie die teilweise verschatteten Flächen unter den Solarmodulen auch künftig sinnvoll landwirtschaftlich genutzt werden können. Jakob Michel schwebt vor, dort den Auslauf für mobile Hühnerställe anzulegen. Auf zehn Hektar würde das ZALF seine Experimente durchführen. 

Leider habe man bei der Vorstellung dieses „Leuchtturmprojektes“ im Bauausschuss keine positive Resonanz erfahren. In der Angst, landwirtschaftliche Nutzfläche auf lange Sicht der Lebensmittelproduktion zu entziehen, hatten die Ausschussmitglieder das Projekt des Gutes Netzow nicht befürwortet. Die Ackerfläche liegt im Landschaftsschutzgebiet. Und auch baurechtlich wäre Pionierarbeit zu leisten, wenn das künftige Sondergebiet zugleich weiter landwirtschaftlich genutzt werden soll. Auch vom Hauptausschuss der Stadt Templin gab es für das Projekt kein grünes Licht.

Jakob Michel bedauert das. Schließlich seien doch gerade die Landwirte aufgefordert, sich Gedanken um den Klimaschutz zu machen. Durch die ackerbauliche Nutzung der besseren Bodenstreifen, alternative Nutzungen unter den Modulen durch mobile Hühnerställe oder Blühflächen käme es zu einer viel kleinteiligeren Nutzung des sonst 70 Hektar großen Schlages.

Angedacht sei, dieses Feld als Ausgleichsmaßnahme durch eine sechs Meter breite und sechs Meter hohe Hecke zu begrenzen, was weiteren Mehrwert für den Umwelt und Naturschutz in einer Region bringen würde, in der ansonsten der Maisanbau dominiere. Und mit Biogasanlagen aus Mais Strom zu produzieren, verbrauche 40 mal soviel Fläche, wie das geplante Projekt der doppelten Nutzung mit PV-Modulen. Diese Nutzung würde also wieder mehr Fläche für die Nahrungsproduktion bedeuten, als die bisherige großflächige Maisproduktion für Biogasanlagen.

„Wenn wir in Deutschland den Ausstieg aus Kohle- und Kernkraft und künftig auch die Unabhängigkeit von konventionellem Erdgas wollen, dann werden wir den grünen Strom brauchen, egal wo er produziert und verbraucht wird“

Junglandwirt Jakob Michel

ist der Landwirt überzeugt. Und wenn Landwirtschaft durch Klima-, Umwelt- und naturschutzpolitische Maßnahmen sowie durch Dürre und damit zunehmen- den Schädlings- und Krankheitsdruck in ihrer Handlungsfähigkeit immer weiter eingeschränkt werde, dann müsse man ihr auch die Möglichkeit geben, andere sinnvolle rentable Nutzungen auf ihren Flächen zu entwickeln, um mit ihnen eben auch die Lebensmittelproduktion vor Ort am Leben zu erhalten.

In seinem Ökolandbaubetrieb fahre er bereits siebengliedrige Fruchtfolgen, mit Kleegras als Futter, Dinkel/ Weizen, Zwischenfrüchten, Ölleinsamen, Sommerfrüchten/Hafer, Winterroggen oder Lupine und Sommerbraugerste, auf zwei Siebentel der Fläche werde jeweils kein Ertrag generiert. Tierproduktion sei ja augenscheinlich in der Bevölkerung und politisch eher nicht erwünscht, obwohl diese als Lieferant von organischem Dünger sehr helfen würde.

„Unter all diesen Prämissen können auch wir Landwirte nicht immer weitermachen wie bisher und müssen nach Alternativen suchen, ins besondere wir Landwirte müssen uns doch an die demografischen Veränderungen anpassen“, sagt Jakob Michel überzeugt. Die doppeltgenutzte PV-Anlagen könnten eine solche Alternative sein, eine Stromspeicheranlage und mobile Hühnerställe bei Dorettenhof weitere. In seiner Bachelorarbeit beschäftigt er sich übrigens gerade mit der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse vor Ort, unter anderem des Biohafers als Hafermilch.

Richard Härtel
Projektleitung & Prokurist

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